Die Hindenburg-Kameras
 

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Hindenburg-Kameras

Schon vor längere Zeit, Anfang Herbst 1997, telefonierte ich mit Jost Simon, einem unserer Vorstandsmitglieder im Verein für Photo Historica und er meinte, ob mir bekannt sei, daß im neuen Zeppelin Museum eine Kodak Retina ausgestellt ist, die beim Unglück des Luftschiffs Hindenburg mit verbrannte. Er habe sie nur kurz gesehen und das sei doch sicher eine interessante Sache.

Bei meinem Anruf beim Zeppelin Museum war man dort sehr entgegenkommend und ich vereinbarte einen Besuch am 31.10.1998. Es gab sich sogar, daß Herr Simon zu dieser Zeit ebenfalls in der Nähe von Friedrichshafen war, und wir somit gemeinsam um 9°° Uhr am Zeppelin Museum eintrafen. Dort wurden wir vom Archivar Herrn Bleibler empfangen, der uns die Kamera zur näheren Begutachtung und zum Fotografieren sogar aus der Vitrine holte.

Ein Blick und uns beiden war klar, eine Retina Typ 118. Das Zählwerk auf der rechten Seite (von vorne gesehen) und das Fehlen des Entriegelungsrädchens auf der linken Seite, wie es an der ersten Retina (Typ 117) noch vorhanden war, machen diese Kamera unverwechselbar. Auf einer Schrifttafel waren auch schon die ersten Informationen. Der Besitzer der Kamera war der Maschinist Robert Moser aus Winzeln im Schwarzwald, der bei dem Hindenburg-Unglück ums Leben kam. Eine große Anzahl Grabschleifen von privater, geschäftlicher und öffentlicher Seite und ein Bild von seiner Beerdigung zeigen die große Anteilnahme aus allen Bereichen der Bevölkerung. Diese Katastrophe wurde als nationales Unglück empfunden. Die große Präsenz "der Partei" in Uniform zeigt aber auch, wie stark der Einfluß der NSDAP damals vor allem auch im Bereich der Luftfahrt schon war und wie versucht wurde, bei Ereignissen mit großem allgemeinen Interesse Präsenz zu zeigen. Der Ortsgruppenleiter Theodor Heimburger sprach damals zur Trauergemeinde: "Robert Moser, Dein Tod ist nicht umsonst. Wir sind durch deinen Tod verpflichtet, jederzeit für Führer und Vaterland einzutreten, jederzeit treu und stark zu sein und zusammenzuhalten."

Wer aber war der verstorbene Robert Moser, der Besitzer der "Hindenburg-Retina"? Geboren am 29.11.1913 in Winzeln bei Rottweil, war er nach Angaben seiner noch lebenden Geschwister schon in der Jugend recht mutig und unternehmungslustig. Aufgrund einer Wette sei er einmal vom Dach der Scheune heruntergehüpft und unversehrt im Misthaufen gelandet. Als er etwas älter war, ist er nach Frankreich gereist und wurde dann von der französischen Militärpolizei gesucht, weil er ein Fotografierverbot nicht beachtet hatte. Auch sonst wäre er ein leidenschaftlicher Fotograf gewesen und noch heute halten die Geschwister Alben mit Fotos von seinen Zeppelin-Fahrten in Ehren. Er machte eine Mechanikerlehre bei Junghans in Schramberg und als er 1933 einmal seinen Halbbruder in Friedrichshafen besuchte, wechselte er zum Luftschiffbau Zeppelin als Werkzeugmacher. Dort muß er sich sehr talentiert und engagiert gezeigt haben, denn als sein Vater ihn einmal besuchte und mit ihm das Luftschiff besichtigte meinte ein Meister zum Vater: "Wenn er noch mehr solche Söhne habe, solle er sie doch auch vorbeischicken."

Als die Maschinisten für die neu gebaute "Hindenburg" ausgewählt wurden, war Robert Moser aufgrund seines Könnens der jüngste Mechaniker, den man ausgewählte, was wohl auch etwas Verunstimmungen bei einigen Älteren verursachte, die übergangen wurden. Im Februar 1936 wechselte er zur Deutschen Zeppelin Reederei und seine erste Fahrt auf dem neuen Luftschiff - LZ 129 "Hindenburg" war am 4. März 1936. Auch hier war er wohl recht unternehmungslustig - in Pernambuco, dem südamerikanischen Luftschiffhafen habe er sich in der Zeit zwischen den Wachen ein Pferd gemietet und sei in den Urwald geritten, berichtete mir Eugen Bentele, einer der wenigen noch lebenden Zeppeliner und ein Bild, das mit seiner Retina gemacht wurde zeigt ihn bei einer Exkursion im Urwald.

Aber er war sich wohl auch der Gefahr in der Luftschiffahrt bewußt. Vor seinem Tod hat er einmal einen Dornier-Propeller nach Hause gebracht und gesagt: "Ich werde mal irgendwo abstürzen, dann gibt das mein Grabkreuz". Leider haben sich diese Worte schon bald erfüllt. Bei der ersten Nordamerikafahrt 1937 explodierte das Luftschiff "Hindenburg" am Abend des 6. Mai in Lakehurst/USA bei der Landung. Robert Moser befand sich vermutlich in den Mannschaftsräumen. Die Rettungskräfte haben nach dem Absturz in den Trümmern eine von der Hitze angesengte, männliche Leiche gefunden. Offensichtlich konnte er noch abspringen, wurde aber von dem brennenden Luftschiff begraben. Anhand der Brieftasche, konnte man Robert Moser identifizieren. Die "Hindenburg-Retina" im Zeppelin Museum ist eine der wenigen Erinnerungen an sein kurzes, sicherlich aber aktiv gelebtes Erdendasein.

Etwa einen Monat nach dem Unglück, Mitte Juli erhielt die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden des "Hindenburg-Unglücks" von der Deutschen Zeppelin-Reederei einen Brief mit einer recht ungenauen Liste der im Wrack des ausgebrannten Luftschiffs gefundenen Gegenstände. Bei der Nr. 4 stand: "eine Anzahl Kameras und Zubehoerteile ( vernichtet )". In einem weiteren Brief schreibt die Zeppelin Reederei: "Unter Hinweis auf die am 16.7.1937 übersandte Fundsachenliste können wir Ihnen nunmehr eine zweite Aufstellung mit wesentlich genaueren Angaben überreichen. Falls Sie an Hand dieser Liste (...) Gegenstände als Ihr, bezw. Ihres Verwandten Eigentum bezeichnen können, bitten wir um entsprechende Nachricht." Diese Liste ist für uns Sammler nun wirklich interessant. Die gefundenen Kameras + Objektive sind mit den Seriennummern aufgeführt, allerdings wurde sie sicherlich nicht von einem fotobegeisterten Mitarbeiter zusammengestellt, da oft die genaue Kamerabezeichnung fehlt und nur Angaben, die auf der Kamera zu finden waren, aufgenommen wurden. So verwendete der Verfasser z.B. teilweise die Bezeichnung des Verschluß als Kameraname. Als weiteres bin ich ziemlich sicher, daß zumindest in einem Fall die aufgeführte Seriennummer nicht von der Kamera, sondern vom Verschluß abgelesen wurde. Ich habe alles von der Liste, das mit Photographica zusammenhängt, genau zu übernommen:

Agfa 8 mm Movie, ohne Linse, oval Nr. 17662 zerstört
Deutsche Movie, 11 x 12 x 6 cm. ohne Linse zerstört
Leica Nr. 207808, Summar F : 5 1 : 2 Nr. 313953 zerstört
Leica Nr. 204916, Summar F : 5 1 : 2 Nr. 313108 zerstört
Leica Nr. 149940, Summar F : 5 1 : 2 zerstört
Leica Nr. 194376 zerschmolzen
Leica Nr. 218525, Leitz Elmar F : 5 L : 3,5 zerstört
Voigtländer Rollfilm Camera zerschmolzen
Kodak Rollfilm 6 x 8 cm. zerschmolzen
Kleine Kamera Rollfilm "Pronto", Vidar F: 4,5
Ludwig Lausa Dresden
Ica Klappkamera "Maximar F : 6,8 Foc 9 cm. Nr. 384018
Zeiss Tessar Kamera F : 5 cm Tessar 1 : 3,5 Nr. 125955
Kodak Kamera Compur Rapid, Linse Schneider Kreuznach
Nr. 2730586 Retina Xenar F : 3,5 F : 5 cm
Compur Zeiss Nr. 1665708 Tessar 1 : 3,5 F : 7,5 Spiegelreflex
Sucherstück (konisches Stück mit 2 Klampen)
Verlängerungsstück (Leica ?) 5 cm Radius
Linsenstück Leitz Elmar F : 3,5 1 : 3,5 Nr. 182067
Teleobjectiv 14 cm. lang zerstört
Teleobjectiv Elmar F : 9 Leitz Nr. 177487 zerstört, Linse gebräunt
Belichtungsmesser zerstört
Zwischenstück Leitz für Summar & Hector 5 cm. zerstört
Autoknips HAKA mit Etui zerstört

Dies ist vermutlich keine erschöpfende Aufstellung aller "Hindenburg-Kameras". Zum einen sind Kameras, die schon zugeordnet werden konnten, vermutlich nicht mehr aufgeführt und zum anderen ist es sehr wahrscheinlich, daß viele Passagiere und Besatzungsmitglieder beim Absturz ihre Kameras bei sich am Körper trugen. Auf jeden Fall ist hiermit die Suche nach den "Hindenburg-Kameras" eröffnet.

Nachdem die meisten Sammler ihre Neu-"Gier" befriedigt haben und in der eigenen Sammlung nachgeschaut haben, ob sie vielleicht zu den Glücklichen gehören, bei denen sich ein unbeachteter Schrotti als "Hindenburg-Kamera" entpuppt, möchte ich noch kurz von meinen weiteren Ergebnissen bei der Fahndung nach solchen berichten.

Die "Hindenburg-Retina" von Robert Moser läßt sich nicht eindeutig als die in der Liste aufgeführte Retina identifizieren, da bei ihr das komplette Verschlußteil mit der Linse fehlt. Die aufgeführte Seriennr. der Retina in der Liste ist vermutlich die Verschluß-Seriennr., da sowohl die Kamera-Seriennummern wie auch die Seriennummern der Objektiven von Schneider Kreuznach in dieser Zeit noch wesentlich niedriger waren.

Nachdem im "Photographica Cabinett Nr. 3/94" (fiktive Erzählung) und im "Foto-Deal Nr. III/97" bereits über die "Hindenburg-Leicas" im Leica-Museum in Solms berichtet wurde, rief ich dort an mit der Bitte, ob es nicht möglich ist, die Seriennr. der Kameras + Objektive zu bekommen. Der Leiter der Sammlung, Herr Hösel, war sehr freundlich und bereits am übernächsten Tag kam ein Brief aus Solms, mit einer Auflistung der Sammlungsstücke aus dem zerstörten Luftschiff:

1. Leica IIIa No. 305.442 mit Summar 1:2/50 mm

2. Leica II No. 204.946 mit Summar 1:2/50 mm, Universalsucher

3. nicht mehr identifizierbares Elmar 1:4/90 mm

4. Elmar 1:3,5/35 mm, ohne Nummer

Natürlich verglich ich beide Listen sofort miteinander. Dabei fiel mir folgendes auf:

die Seriennr. der ersten Leica ist zum einen nicht in der Liste der Zepelin-Redeerei aufgeführt und zum anderen wesentlich höher als alle Leicas dort. Daraufhin schaute ich in einer Seriennr.-Liste von Leica nach und stellte ich fest, daß diese Seriennr. erst 1938 vergeben wurde. Die Hindenburg Katastrophe war jedoch am 6. Mai 1937. Somit ist diese Kamera vermutlich keine "Hindenburg-Leica". Herr Hösel vom Leica-Museum meinte jedoch bei einem Anruf, daß diese Herstellungslisten nicht so genau wären in Bezug auf die Jahreszahlen, da für bestimmte Kameratypen immer bestimmte Nummernkontingente vergeben wurden. Es also durchaus sein kann, daß auch diese Kamera bereits 1937 hergestellt wurde. Zur Herkunft der Austellungsstücke könne er heute leider nichts mehr sagen und somit sei die Autenzität nicht gesichert.

Die 2. Leica vom Museum in Solms dürfte aber fast sicher die Hindenburg-Absturz mitgemacht haben. Die Seriennr. dieser Leica unterscheiden sich in beiden Listen nur in der 2.-letzten Stelle und hier hat man die Seriennr. bei der Zeppelin-Reederei evtl. aufgrund von Verschmutzung falsch abgelesen. Auch die Objektive könnten wirklich aus der Hindenburg stammen.

Weitere Kameras oder sonst. Dinge konnte ich nicht finden. Es bleibt allerdings zu hoffen, daß die Zepelin-Reederei ihre weitere Ankündigung in diesem Brief nicht wahr gemacht hat: "Sollten Sie uns keine weitere Nachricht zugehen lassen, so würden wir sodann die Gegenstände vernichten bezw. bei einzelnen versuchen, soweit möglich, sie zum Metallwert zu verkaufen, und werden den Erlös dem Spendenfonds für Hinterbliebene und Verletzte L.Z. 129 überweisen."

Auflistung möglicher Kameras zur Fundliste nach der Hindenburg-Katastrophe:

Kodak Rollfilm 6 x 8 cm

z.B. Vollenda 6 x 9 cm (Kerkm. 01382) oder eine der zahlreichen amerikanischen Kodak-Rollfilm-Balgenkameras

Kleine Kamera Rollfilm "Pronto", Vidar F: 4,5
Ludwig Lausa Dresden

Balda Piccochic; Vinci (Kerkm. 01079); Kochmann Korelle

Ica Klappkamera "Maximar F : 6,8 Foc 9 cm. Nr. 384018

Format 9 x 12 ? (Kerkmann 0863,1) ansonsten gab es verschiedene Kameras mit diesem Objektiv

Zeiss Tessar Kamera F : 5 cm Tessar 1 : 3,5 Nr. 125955

Super Nettel, Nettax, Kolibri, Ikonta; Contax eher nicht, da sicher der Schriftzug Contax sonst erwähnt worden wäre

Kodak Kamera Compur Rapid,
Linse Schneider Kreuznach Nr. 2730586 Retina Xenar F : 3,5 F : 5 cm

Retina 118 ?

Compur Zeiss Nr. 1665708 Tessar 1 : 3,5
F : 7,5 Spiegelreflex

Rolleiflex / Ikoflex