Geschichte des AkA-Kamerawerks Friedrichshafen | |||
Stereophotographie
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Bericht über die Fa. Apparate und Kamerabau Gmbh, Friedrichshafen Die Fa. AkA Apparate und Kamerabau Gmbh (kurz AkA) wurde nach dem II. Weltkrieg im Februar 1946 von den Brüdern Dr. Eugen Armbruster und Dr. Max Armbruster gegründet.
Darüber berichtete die Schwäbische Zeitung am Dienstag 9. August 1949 im Landesüberblick: Vom Bodensee kommt eine neue Kleinbild-Kamera Die Apparate- und Kamerabau-Gmbh in der Fliegertechnischen Vorschule " Südwestlich von Friedrichshafen, am Seemooser Horn, liegt
die ehemalige Fliegertechnische Vorschule. Hier hatte um die Jahrhundertwende
Graf Zeppelin mit seinen ersten Versuchen von einer schwimmenden Halle
aus Auch wenn man heute noch Mitarbeiter befragt, sie schwärmen alle von dem schönen Arbeitsplatz bei AkA – sowohl landschaftlich mit eigenem Badeplatz im Sommer als auch vom Betriebsklima. Der Spitzenlohn damals lag bei 2,- DM (Abteilungsleiter-1949) und vom Betriebsratsvorsitzenden Herrn Bott wurde Anfang der 50er Jahre erreicht, daß die Frauen jeden 2. Samstag frei bekamen, um auch einmal Zeit für ihren Haushalt zu haben. Damals vorbildlich in Friedrichshafen. Es wurden eigene Betriebsausflüge (Fahrt mit dem Motorschiff Friedrichshafen zum Rheinfall; bayr. Königsschlösser; Hohentwiel; Wanderung auf den Säntis) mit firmeninternen Fotowettbewerben unternommen. Zwar erfüllten sich nicht alle Erwartungen des Zeitungsartikels (300 Mitarbeiter wurden es nicht), so ging es doch mit AkA steil bergauf. Zu Weihnachten 1949 kam ein vereinfachtes Modell für den schmaleren Geldbeutel, die AkArette 0 auf den Markt. Sie hat statt Glanzlack einen Hammerschlaglack und der Schieber zum Abdecken des nicht benötigten Sucherfensters wurde weggelassen und durch eine gelbfarbige Scheibe zur Unterscheidung der Sucher ersetzt. Wenige Monate später erschien AkArette II. Die Grundform wurde Neben den AkAretten, war man bei AkA aber auch schon sehr früh bestrebt, eine Kamera mit Entfernungmesser auf den Markt zu bringen. Diese bekam den Namen AkArex. Ursprünglich waren 3 Varianten vorgesehen:
Die AkArex II ging nie in Serie und es sind nur 2 Prototypen bekannt. Für die verschiedenen Brennweiten war ein Schieber mit entsprechender Gravur vorgesehen, mit dem man den Sucher verkleinerte. Bei der AkArex III gab es in der Kamerageschichte eine einmalige Konstruktion. Um für die verschiedenen Brennweiten immer den richtigen Sucher zu haben, wurde der Meßsucher einfach über eine Brücke mit dem Objektiv verbunden und ließ sich gemeinsam mit diesem auswechseln. Die Kamera war allerdings damals relativ teuer und diese Sucher-Objektivkombination hat sich in der Praxis eher als etwas unhandlich herausgestellt, so daß diese Kamera und vor allem die Zusatzobjektive relativ selten sind. Die nächste, von Eugen Armbruster entwickelte Kamera war die "Arette",
welche 1956 auf den Markt kam. Es war eine Festoptikkamera mit geschwungener
Fruntschürze. Der eigentliche "Body" der Kamera war immer
gleich und die verschiedenen Typen hatten verschiedene Oberteile bzw.
gab es auch verschiedene Objektivausstattungen. Bei den späteren
Kameras ist der Filmtransporthebel auf die Unterseite der Kamera gewandert.
Es gab 4 verschiedene Grundtypen:
Bei den ersten Kameras (IA + IB) war der Sucher in der Kameramitte angebracht und vor allem die Arette IB entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager. Mit ihr kam auch der fotografische Laie relativ sicher zu guten Aufnahmen in der neu aufkommenden Farbfotografie, wo die richtige Belichtung der Bilder eine große Rolle spielte.Kurz darauf wurde der Sucher auf die linke Kameraseite verlegt, was den Einblick erleichterte und Einbau eines Entfernungsmessers ermöglichte. Für den Export wurden die Kameras mit der Bezeichnung "Optina" bzw. "AkArex 700 oder 700 L" graviert. Ca. 1957 kam eine Namensänderung in der Typenbezeichnung und aus
der IB wurde die BN, aus der IC die C und aus der ID die DN. Hinzu kam
die BW: Eine Kamera mit Belichtungsmesser und Wechseloptik, wobei der
gleiche Anschluß wie bei der AkArette/Akarelle verwendet wurde,
womit man die alten Objektive weiterhin verwenden konnte. Die nächste Entwicklung war der Einbau eines großen Kristallblocksuchers, welcher beim Durchblick das Objekt 1:1 zeigte. Hierzu wurde die Oberkappe erhöht, die alten Typenbezeichnungen aber beibehalten. Nur die Arette IA wurde konsequenterweise nun in Arette A umbenannt. Es gab dann auch eine Arette W nur mit Wechseloptik ohne Belichtungsmesser. Als Krönung der Arette Serie war die Arette automatic S geplant, welcher 1958 auf der Photokina in Köln vorgestellt wurde. Diese Kamera sollte als Systemkamera alle damaligen Ausstattungsmöglichkeiten einer Sucherkamera in sich vereinen: Wechselobjektive + gekoppelter Entfernungsmesser + Belichtungssteuerung. Es war ein neuartiger Bajonettanschluß geplant. Es sind 3 nicht funktionsfähige Prototypen + einige Wechselobjektive bekannt. Durch das Ausscheiden von Herrn Dr. Eugen Armbruster war es AkA vermutlich
nicht mehr möglich, die Kamera zur Serienreife weiter zu entwickeln.
Hier muß ich nochmals einige Jahre zurück gehen. Bereits Anfang der 50er Jahre lieferte AkA Kameras nach Amerika. Man
kann das u.a. erkennen, daß relativ früh der Schriftzug "Made
in Germany" auf den Kameras auftaucht. Es kam zum Kontakt mit Sawer‘s,
welche die View-Master Scheiben + entsprechende Guckies herstellten. Es
wurden 3-D Aufnahmen aus aller Welt gezeigt und es war geplant, eine Kamera
zu produzieren, mit welcher der Kunde selber Aufnahmen für solche
View-Master-Scheiben machen konnte. Aufgrund der hohen Einfuhrzölle,
mit welchem der europäische Fotomarkt gegen Importe abgeschirmt wurde,
war man interessiert, in Europa selber eine solche Kamera zu bauen, um
die Einfuhrzölle zu umgehen. Eugen Armbruster bekam ca. 1955 den
Auftrag, die Kamera zu entwickeln. Es wurde eine sehr interessante Konstruktion
mit quer laufender Filmbahn, um die beiden Teilbilder im Format 10 x 11
mm schräg versetzt, übereinander, aufzunehmen. Die Amerikaner
waren an einer Kooperation mit AkA interessiert, was Max Armbruster jedoch
strikt ablehnte, da er "kein ausländisches Kapital in der Firma"
haben wollte. Es kam zu einem heftigen Streit der beiden Brüder und
Eugen Armbruster schied aus der Geschäftsleitung aus und wurde Prokurist
bei AkA. 1958 schied er entgültig aus der Firma aus und wechselte
zu Feinwerktechnik in Lahr, wo die MEC 16 gebaut wurde. Vermutlich war
er dort dann an der Weiterentwicklung zur MEC 16 SB beteiligt. AkA selber wurde 1957 in Apparate und Kamerawerk GmbH" umbenannt
und das typische AkA-Logo durch ein geschwungenes, kleingeschriebenes
"akw" ersetzt. Bei AkA in Friedrichshafen ging jedoch nach dem
Weggang von Dr. Eugen Armbruster in der Weiterentwicklung des eigenen
Kamerabaus nichts mehr nach vorne. Wie oben bereits dargestellt, wurde
die Arette automatic S nicht mehr zur Serienreife gebracht, sondern nur
als eine wesentlich vereinfachte Festoptikkamera mit Prontormat-Verschluß
auf den Markt gebracht, bei der man zur Belichtungssteuerung nur 2 bewegliche
Markierungen in Übereinstimmung bringen mußte. Die ebenfalls
in Köln vorgestellte 8mm-Filmkamera wanderte ebenfalls in den Schrott
und wurde trotz sehr hohem Entwicklungsaufwand nie in Serie gebaut. Von
ihr gibt es heute nur noch ein paar Zeichnungen und Bilder. Für die
Weiterentwicklung der Kameras wurde ein junger Ingenieur aus München
angestellt, der jedoch keine praktische Erfahrung im Kamerabau hatte.
Die weiteren "Entwicklungen" waren nur noch optische Veränderungen
ohne technischen Fortschritt. Die Oberkappe wurde begradigt und die geschwungene
Frontschürze durch eine viereckige ersetzt. Auch der alte Name Akarelle
wurde wieder verwendet und bei der Typenbezeichnung gab es auch Unterschiede,
je nach Art des verwendeten Verschlußes: Akarelle V für die
Kamera mit dem einfachen Vario-Verschluß und Akarelle P für
den etwas höherwertigen Pronto-Verschluß. Um überhaupt auf dem Markt zu bleiben, mußte man die Kameras
"Foto Quelle" verkaufen. Von dort wurden zwar hohe Abnahmezahlen
garantiert, aber der Preis war sehr gering und im September 1960 mußte
AkA, für die Beschäftigten völlig überraschend, Konkurs
anmelden. Kurz zuvor hatte Max Armbruster zwar noch einmal versucht, die
von seinem Bruder Eugen konstruiert View-Master-Stereo-Kamera auf den
Markt zu bringen, aber das konnte die Firma auch nicht mehr retten. Die
Stereokonstruktion wurde für 45.000 DM vermutlich an Firma Regula
King im Schwarzwald verkauft, welche die Kamera dann auch produzierte
und unter dem Namen "View-Master Stereo Color Camera" verkaufte.
Es wurde eine Auffanggesellschaft "Arette Feinwerktechnik, GmbH"
gegründet und mit den vorhandenen Teilen bis 1963 und reduzierter
Mannschaft bis 1963 noch weiter Kameras gebaut. Wenn Kunden besondere
Wünsche in Hinblick auf Ausstattung und Bezeichnung hatte, so wurde
versucht, diese zu erfüllen. So wurde eine geringe Anzahl von Kameras,
ähnlich einer Akarelle BN unter der Bezeichnung "Schaia 300"
gebaut. Es war vorgesehen, die Kamera zusätzlichen mit Mittelkontakt
auszustatten.
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